Dienstag, 4. September 2012

Cooking for Happiness...

Heute war Mal wieder einer dieser Tage...man zwingt sich aufzustehen, obwohl man eigentlich lieber noch tiefer unter die Decke kriechen würde. Der Schädel brummt, man weiß nicht wie spät es ist...man spürt und vermutet, dass es schon spät ist. Aber das tut nichts zur Sache. Durch den unruhigen Schlaf fühlt man sich als hätte man kaum geschlafen und wäre durch Vitali's Rechte geweckt worden. So nach und nach kommen die Bruchstücke sinnfreier Szenen ins Gedächtnis zurück. Szenen die sich an imaginäre Orte abspielen, wie die Hölle in Form eines verbotenen unterirdischen Nachtlokals. Bekannte Gesichter, Situationen die man fürchtet, die eigenen Ängste die einen angreifen oder Ereignisse die man sich wünscht...Träume und Albträume finden ihren Weg in mein Bewusstsein. Erinnern mich an die Realität, daran wie es wirklich aussieht. Sonnenklar, ich möchte das nicht! "Bleib einfach liegen!" denk ich.
Ich quäle mich etwas rum während Britt sich irgendwelchen "armen" Existenzen annimmt. Und ich denke mir: Mein Leben ist dagegen das reinste Glücksrad. Im Ernst, solche Sendungen sind ungemein aufbauend, helfen alles zu relativieren. Und ich kenne jemand, der wirklich in diese Sendung eingeladen wurde, weil er überrascht werden sollte. Es sind also nicht alle Darsteller. Und selbst wenn, solche Menschen und Geschichten gibt es wirklich. Da denkt man sich: "Nee, das möcht ich auch nicht". Also doch aufstehen!
Ein Weg mich gut zu fühlen ist: kochen. Mich in meiner Küche verschanzen und essbares zu bereiten. Nur brauch ich auch Freiwillige die dann alles verspeisen. Ich schreibe ein paar Freundinnen an, die mindestens genauso verfressen sind wie ich, durchstöbere ein paar Kochbücher um mich inspirieren zu lassen und gehe einkaufen.
Zwei Stunden später betrete ich mit zwei vollen Einkaufstaschen die Höhle der Glückseligkeit und verlasse sie erst nach drei Stunden um meine Gäste zu empfangen.
Gemüse schneiden, Fleisch marinieren, Garnelen aufspießen...für ein paar Stunden vergess ich alles um mich herum...ich bin mit dem würzen, koordinieren, probieren und garnieren in einer Welt verschlungen, in der ich mich wohlfühle. In dieser Zeit ist alles andere nebensächlich, als wär ich in einem Rauschzustand. Im Hintergrund läuft meine lieblings Playlist 100 Reggae & Ska Tracks.
Es gibt Rinderfilet in Sojasoße und Knoblauch mariniert mit Paprikastreifen und Zwiebeln, feurige Garnelen-Mango-Spieße, Hähnchen-Frühlingszwiebel-Spieße, Kartoffeltaler mit Sockeye Lachs, Taboulé, Kartoffelomelett auch als Tajine oder Tortilla bekannt, Romana Salat mit Ciabatta Würfel und Parmesan Flocken und zum Nachtisch Kokos-Bananen-Pfannkuchen. Eine kleine kulinarische Weltreise könnte man sagen.

 
Doch es wäre nur halb so schön wenn ich all das nicht teilen könnte.
Drei bezaubernde Frauen haben mir beim spachteln geholfen. Mit ihrer angenehmen und lustigen Gesellschaft haben sie mir zu einem schönen Abend verholfen. Danke Ihr Hübschen!
Es geht nichts über gutes Essen und liebe Menschen.
Also wisst Ihr jetzt bescheid: wenn sich graue Wolken über das Gemüt wagen, schlüpft in Eure Kochschürze und tobt Euch aus! Der Freund bzw. zukünftige wird es zu schätzen wissen ;)
 
Mit vollem Bauch und zufrieden geh ich jetzt schlafen...
 
 
Total - What About Us
aus dem Film Soul Food, weil der Titel so schön passt...
 
...Eure Paulette.

Sonntag, 2. September 2012

Kurt Tucholsky über die Liebe

Heute etwas Poesie, etwas für den Geist und für die Seele, etwas zum nachdenken und zum nachempfinden.
Nicht aus meiner Hand, versteht sich von selbst. Die lyrische Grausamkeit möchte ich Euch ersparen.
Die foldenden zwei Werke stammen aus der Feder von Kurt Tucholsky. Leider hat er nicht lange gelebt, er wurde nicht älter als 45. Doch hat er, als er 1953 starb, unglaublich viel hinterlassen. Als Journalist, Satiriker, Autor, Publizist, Kritiker für Film, Literatur und Musik ist er eine prägende Persönlichkeit dieser Zeit gewesen.
Ich habe mich in diese Gedichte verliebt. Weil sie so nah an der Realität und so einfach geschrieben sind. Und weil sie so treffend zu meiner Geschichte und meinem Leben passen...
Ich hoffe Sie gefallen Euch...
 
Ich hab dir alles hingegeben:
mich, meine Seele, Zeit und Geld.
Du bist ein Mann – du bist mein Leben,
du meine kleine Unterwelt.
Doch habe ich mein Glück gefunden,
seh ich dir manchmal ins Gesicht:
Ich kenn dich in so vielen Stunden –
nein, zärtlich bist du nicht.

Du küsst recht gut. Auf manche Weise
zeigst du mir, was das ist: Genuss.
Du hörst gern Klatsch. Du sagst mir leise,
wann ich die Lippen nachziehn muss.
Du bleibst sogar vor andern Frauen
in gut gespieltem Gleichgewicht;
man kann dir manchmal sogar trauen ...
aber zärtlich bist du nicht.

O wärst du zärtlich!
Meinetwegen
kannst du sogar gefühlvoll sein.
Mensch, wie ein warmer Frühlingsregen
so hüllte Zärtlichkeit mich ein!
Wärst du der Weiche von uns beiden,
wärst du der Dumme. Bube sticht.
Denn wer mehr liebt, der muss mehr leiden.
Nein, zärtlich bist du nicht.

 

Einmal müssen zwei auseinandergehn;
einmal will einer den andern nicht mehr verstehn -
einmal gabelt sich jeder Weg - und jeder geht allein -
wer ist daran schuld?

Es gibt keine Schuld. Es gibt nur den Ablauf der Zeit.
Solche Straßen schneiden sich in der Unendlichkeit.
Jeder trägt den andern mit sich herum -
etwas bleibt immer zurück.

Einmal hat es euch zusammengespült,
ihr habt euch erhitzt, seid zusammengeschmolzen, und dann erkühlt -
Ihr wart euer Kind. Jede Hälfte sinkt nun herab -:
ein neuer Mensch.

Jeder geht seinem Schicksal zu.
Leben ist Wandlung. Jedes Ich sucht ein Du.
Jeder sucht seine Zukunft. Und geht mit stockendem Fuß,
vorwärtsgerissen vom Willen, ohne Erklärung und Gruß
in ein fernes Land.


Kurt Tucholsky


...Eure Paulette.