Tag 8

Die Heimkehr oder die unendliche Reise.


I'm coming home, I'm coming home
Tell the World I'm coming home
Let the rain wash away all the pain of yesterday
I know my kingdom awaits and they've forgiven my mistakes
I'm coming home, I'm coming home
Tell the World that I'm coming

Skylar Grey - Coming Home (prod. By Diddy)


Ich habe meinen Koffer schon gepackt und den letzten Morgen genau durchgeplant. Der Wecker ist für 07:45 gestellt. Ich schlüpfe in Badehose und Strandkleid und springe noch ein letztes Mal ins Meer. Um diese Uhrzeit ist es noch ruhig am Hotelstrand und das Wasser herrlich warm. Danach geh ich duschen und schwinge in meine Reisekleidung (die meistens aus einer bequemen Hose, einem Shirt und einer Strickjacke besteht). Zum Abschluss gönne ich mir noch ein ausgiebiges Frühstück. Ich möchte mich beim Service bedanken und mich in Form von Trinkgeld erkenntlich zeigen. Ich ziehe vor ihnen meinen Hut. Sie arbeiten die komplette Saison über, sieben Tage die Woche, morgens, mittags und abends und verlieren nie ihr Lächeln. Das könnte ich nicht. Ich würde wahrscheinlich irgendwann so freundlich sein wie ein Zombie oder gar nach kürzester Zeit abbrechen.

Um 07:15 reißt mich etwas aus dem Schlaf. Zuerst ist mir der Grund nicht klar. Ich spüre nur ein unwohles Gefühl im Bauchbereich. Im nächsten Moment zieht es meinen Magen wie ein Krampf zusammen und ich stürze mich auf die Toilette. Ich lege mich wieder ins Bett und denke: das hat mir gerade noch gefehlt. Die nächste Stunde verbringe ich mit wenigen Unterbrechungen auf dem Lokus mit dem ungebetenen Gast Diarrhö. Ich suche nur kurz den Fürhstücksraum auf um mir einen ungesüßten Kamilletee zu holen. Der Geruch der Eier und der Würtschen verursacht ein kurzes rollen meiner Augen, dabei bin ich gänzlich unfähig zu schielen. Ich liege in meinem Bett und mich überkommt die Panik. Was mach ich bloß? Wie soll ich diese Reise überstehen? Die Busreise von S’illot nach Palma dauert sechzig Minuten. Was mach ich wenn ich unterwegs…? Mir fällt wie der Blitz ein, dass ich in Deutschland vor meiner Abreise noch Immodium akut gekauft habe. Obwohl ich Tabletten hasse schluck ich zwei Kapseln. Ich warte kurz und begebe mich ins Bad, weil ich mich langsam fertig machen will. Doch der Weg führt mich wieder aufs Klo. Von wegen akut! Naja, hilft alles nix. Ich muss den Flug antreten. Und wenn ich mir Windeln anziehen muss.

Fünf und einhalb Stunden später landen wir in der Heimat. Bis auf einen kurzen kritischen Moment als ich meinen Flugnachbar in sein Sandwich beißen sah, hab ich die Heimkehr gut und ohne ungewollten Zwischenstopps überstanden.
Meine Freundin fährt gerade vor als ich wieder deutsche Luft einatme. „De Nescher ist wieder do!“ gröhlt sie lachend.
Mir selber ist nie bewusst wie dunkel ich werde wenn ich aus dem Urlaub komme. Nach einer Umarmung drück ich ihr Koffer und Tasche in die Hand und sage, dass ich mein Handy vor einer Woche hier verloren habe aber gleich wieder da bin. Der saarbrücker Flughafen ist überschaulicher als meine 2 Zimmer Wohnung. Deswegen überrascht es mich nicht dass Infopunkt und Fundbüro quasi eins sind, sich nur durch einen separaten Eingang trennen. Einen kurzen Blick in ihren Ordner und einen Griff in einen Stahlschrank später hab ich mein Telefon wieder. Ich gehe mit dem Gerät auf  meine Freundin zu, sie schaut mich ungläubig an und sagt:

„Du bist wahrlich ein Glückskind!“