Donnerstag, 26. Juli 2012

Wolke 7 (Max Herre/Philipp Poisel)

Dieser Eintrag wird kurz. Denn ein großes Werk bedarf keiner großen Worte.
Für mich jetzt schon die deutsche Produktion des Jahres, weil meines Erachtens nichts es toppen kann.
Max Herre, ein begnadeter Musiker. Philipp Poisel, der einen mit jedem Stück zutiefst berührt.

Symbiose (von griechisch σύν sýn ‚zusammen‘ sowie βίος bíos ‚Leben‘) bezeichnet in Europa die Vergesellschaftung von Individuen unterschiedlicher Arten, die für beide Partner vorteilhaft ist.

Eine gelungene Symbiose, eine traumhafte Zusammenarbeit.



Avec Amour, Eure Paulette.

Sonntag, 22. Juli 2012

Emo Cat Vs Music Thief

Eine anstrengende Woche geht zu Ende...
Für die, die es nicht wissen: ich habe neben meiner Vollzeitstelle noch einen Nebenjob.
Vor einigen Monaten hatte ich über das Ende meiner Beschäftigung bei Accessorize geschrieben. Nun, ich habe inzwischen wieder dort angefangen. Im Moment ist Urlaubszeit und ich darf die Vertretung machen, das heißt mehr Arbeit. Ich habe wohlbemerkt gesagt ich "darf". Denn ich will mich nicht beschweren. Ich habe die Gelegenheit mehr Geld zu verdienen und somit meiner Wunschreise nach Kenia näher zu kommen.

Nichtsdestotrotz ist es stressig. Von einem Job zum anderen, Termin bei der Bank, Termin bei der Maniküre, ein Essen mit den Freundinnen dazwischen schieben und gestern Abend eine Zumba Party mit 1000 anderen Teilnehmern. Die Veranstaltung begann kurz nach sechs. Um zwanzig vor neun haben meine Beine protestiert und ich kapituliert. Meine Freundin und ich waren uns einig: bevor wir den Notruf wählen um Trage und Rollstuhl zu organisieren, gehen wir freiwillig und auf zwei noch halbwegs funktionierenden Beinen. Es gab anschließend grünen Thai Curry mit Hähnchen, Crêpes zum Dessert und ausreichend Champagne bei mir Zuhause. Das hat den Kreislauf wieder in Schwung gebracht!

Letzte Woche war ich eines abends so platt, ich bin samt Kleidung und Make-up eingenickt und habe so durchgeschlafen. Ich, die meinen Freundinnen Predigen darüber hält, wie schlecht es für die Haut ist wenn man sich nicht abschminkt bevor man schlafen geht. Jetzt werde ich mit 40 selber aussehen wie eine überreife Nektarine!! Wenn wir gerade bei Orangen haut & Co sind:
An dieser Stelle möchte ich einen völlig selbstlosen Rat loswerden: es gibt für jede Frau und jede Figur passende und vorteilhafte Kleidung. Unter den 1000 Zumba Begeisterten waren viele schauderhafte Beispiele dafür, wie man es falsch machen kann. Das ließ mich doch erschrecken. Nur Mal so, am Rande erwähnt.

Wie immer durfte es diese Woche an Aufregung nicht fehlen...
Highlight der Woche war ein Einbruch in meinem Luxus Schlitten. Ich kam abends nach der Arbeit an mein Auto. Ich bemerkte beim einsteigen schon, dass der Inhalt meines Handschuhfachs auf dem Boden lag. Mein Auto ist nie abgesperrt, deshalb verwunderte mich der Anblick nicht besonders. Es war nur eine Frage der Zeit bis jemand es wagt diese Schatztruhe auf vier Rädern zu durchstöbern. Nur blöd, dass es sich ledigliche um eine Truhe ohne Inhalt handelt. Was da auf dem Boden lag waren zum großen Teil leere CD Hüllen und belanglose Prospekte. Lächelnd startete ich die Kiste und fuhr los. Es brauchte fünf Minuten bis ich die Stille bemerkte. Gewöhnlich geht die Musik automatisch nach wenigen Sekunden an. Und nicht gerade leise. Ja, ich gehöre zu denen die mit aufgedrehter Mukke durch die City cruisen, im Sommer noch mit offenem Fenster. Ich bin eben Proll, ein musiksüchtiger Proll. Es gibt nichts besseres als loszufahren und den Beat aufzudrehen :o)
Ähm ja, leicht abgeschweift. Wo war ich stehen geblieben? Also ich bemerkte, dass gar nichts aus den Lautsprechern kam und schaute rüber zu meinem Autoradio. Und siehe da, ich sah nichts! Hat dieser Hirni von Dieb doch was mitgehen lassen: nein, nicht mein Autoradio...aber ein 3€ USB Stick der krumm und halb abgebrochen ist mit Musik von mir drauf. Immerhin muss ich ihm zum erlesenen Sound beglückwünschen. Der wird einen Ohrenorgasmus erleben beim zuhören. In diesem Sinn hat er fette Beute gemacht. Was mich betrifft, hat es den Vorteil: ich bin gezwungen mir endlich neue Musik zusammen zu stellen. Manche Sachen konnt ich schon nicht mehr hören. Also darf ich mich an dieser Stelle bei meinem Fuchs von Einbrecher bedanken und ihm viel Spaß mit meiner Playlist wünschen. Ich gratuliere!!!

Jetzt kommt die bomben Überleitung: a propos Auto, ich habe gestern auf einem Auto folgenden Spruch gelesen "My Cat is emo too". Keine Ahnung was es bedeutet. Ich habe es gegoogelt, anscheinend handelt es sich um eine Band aus Saarbrücken. Dennoch frage ich mich was der Sinn hinter dem Satz sein mag. Wie auch immer, wo ich mit dem Übergang hinkommen wollte ist das Thema "Emo".
Weil mir nicht jeden Tag die Sonne aus den Augen scheint, weil es auch Tage gibt die weniger schön sind und einem traurige Nachrichten bringen, möchte ich ein Lied mit Euch teilen. Zugegeben, ich habe es eben bei einer Arbeitskollegin gesehen. Es beschreibt dennoch ganz gut meinen Gemütszustand. Er ist auch wirklich schön geschrieben, denn jeder kann seine eigene Geschichte darin finden.
Ich wünsche Euch einen schönen und entspannten sonntag,

Eure Paulette.


So Still,
das jeder von uns wusste,
das hier ist, für immer,
für immer und ein Leben
und es war so still,
das jeder von uns ahnte,
hierfür gibts kein Wort,
das jemals das Gefühl beschreiben kann.

So still, das alle Uhren schwiegen,
ja, die Zeit kam zum erliegen,
so still und so verloren gingst du fort,
so still und so verloren gingst du fort.

Ich hab so viel gehört und doch kommts niemals bei mir an,
das ist der Grund warum ich Nachts nicht schlafen kann,
wenn ich auch tausend Lieder vom Vermissen schreib,
heisst das noch nicht das ich versteh,
warum dieses Gefühl für immer bleibt.

Donnerstag, 12. Juli 2012

Shangilia Mtoto Wa Africa // Freue Dich Kind Afrikas

Nakupa Roho Yangu...
Das ist Swahili, Landessprache in Kenia.
Beigebracht hat es mir Benjamin Mutunga, 12 Jahre jung und einer von über 200 Kindern und Jugendliche im Straßenkinderheim "Shangilia" in Nairobi.
Acht Wochen waren Benjamin, Peter, Brian, David, Francis K., Francis M., Maary, Agnes, Alice, Cecilia, Kennedy und ihr Lehrer Mister Ken in Europa auf Tour. In Slowenien, Österreich und Deutschland haben sie vor fremdem Publikum ihr Talent und ihre Kultur präsentiert. Ihre Darstellung ist eine Mischung aus traditionellem afrikanischem Tanz, Zirkus und Akrobatik.




Man assoziiert selten positives mit Facebook. Doch dank dem sozialen Netzwerk, bekam ich die Gelegenheit einen dieser jungen Künstler bei mir Zuhause aufzunehmen. Ein "Freund" (einer dieser "Freunde" bei Facebook, mit denen man eigentlich keinen Kontakt pflegt) hat eine Anfrage über Facebook gestartet, ob Interesse besteht für drei Tage für einen dieser Kids als Gastfamilie zu fungieren. Ich habe mich angeboten, nicht wissend was oder wer mich erwartet.
Rückblickend kann ich behaupten: es ist das Beste was ich je getan habe.
Mein Gast heißt Peter Wainaina, 23, ist Akrobat und Trainer der Truppe. Nachdem wir uns vorgestellt wurden wendet er sich umgehend an die Anderen um denen seine "Gastmutter" zu zeigen. Es wurde getuschelt und gelächelt. Ich glaube die waren etwas verblüfft weil ich gar nicht so deutsch aussehe. Wie ich später bei einem kühlen Getränk am Markt erfahren hab, nennt man Meinesgleichen in Kenia "Somehow" (weil ich weder schwarz noch weiß bin).
Am selben Abend habe ich auch  Benjamin kennen gelernt, der jüngste der Gruppe. Er hat mich mit seinen kaputten Vorderzähnen (bei einem Fall von der Pyramide im letzten Jahr abgebrochen) angestrahlt, und es war um mich geschehen.
Am nächsten Tag war ihr großer Auftritt in der Volkshochschule in Saarbrücken. Meine Herzensschwester hat mich dorthin begleitet. Es war grandios, besser als jedes Kinoerlebnis. Es ist wirklich eine Freude den Mädchen zuzusehen wie sie ihre Hüften zu dem afrikanischen Rythmus schwingen und atemberaubend wie die Jungs die hohen Pyramiden bilden (ich gibs zu, ich musste teilweise wegschauen). Ich muss an dieser Stelle auch ganz besonders Francis erwähnen, der mit einer ungeheuren Bühnenpräsenz und einer unglaublichen Komik die Zuschauer fasziniert. Man kann gar nicht aufhören zu grinsen (in meinem Fall lauthals zu lachen) wenn man ihm zusieht. Er hat das breiteste Lächeln diesseits des Himmels, und liebt es offensichtlich sich zum Narren zu machen. Kurz: er ist für die Bühne geschaffen. Prinz von Zamunda hat einen würdigen Nachfolger gefunden.
Mein Gast und ich hatten daraufhin einen höchst amüsanten und lustigen Abend bei Benjamin's Gastmutter. Ohne mich zu kennen hat sie uns dazu eingeladen, mit ihnen zu essen. Sie und ihre Familie haben uns so herzlich aufgenommen. Ich bin immer noch gerührt. Während eines Anrufes bei Benjo's Familie in Kenia bekamen wir die Gelegenheit über Lautsprecher mit seiner Schwester zu sprechen. Wir haben viel geredet, gelacht, etwas deutsch und Swahili gelernt, gesungen und die Choreografie zu seinem Liebligslied Ai se eu te pego getanzt.
Am Abend vor ihrem Abschied haben wir auf seinen Wunsch hin eine Pizzeria aufgesucht: er liebt Pizza Margarita. Es war noch angenehm warm, so saßen wir auf der Terrasse. Die Begeisterung in seinen Augen als ein Audi TT mit lauter Musik vorbei fuhr war schon groß, doch bei der weißen Stretchlimousine war er komplett aus dem Häuschen. Er hat sich auch riesig über meine Geschenke gefreut und von sich aus angekündigt er würde die Sachen am nächsten Tag tragen.
Als er am nächsten Morgen in neuer Montur aus dem Auto stieg war er sichtlich stolz. Und ich erst!! Ich glaub Mutter zu sein kann ziemlich dufte sein.
Als die ersten anfingen sich zu verabschieden hab ich ihn mit Blicken gesucht. Irgendwann entdecke ich in der Menge seinen kleinen Kopf der hinter zwei langen Beinen hervorstreckt und zu mir rüber schaut. Aus dem Van der sie zum Flughafen fährt, tönt plötzlich ganz laut Time to say goddbye. Ich brauche Euch nicht zu sagen, dass die Tränen nicht mehr zu halten waren. Und als er auf mich zu kam erst recht nicht. Denn, womit ich nicht gerechnet hatte: über sein kleines, sonst so strahlendes Gesicht kullerten jetzt auch die Tränen.
Ich hab ihn umarmt und gedroht ihn zu kidnappen, so dass er bei mir bleibt.
Er hat mir seine e-mail Adresse gegeben. Ich habe versprochen ihm zu schreiben.
Ich habe auch versprochen ihn zu besuchen vor Ende des Jahres. Er hat gleich Pläne geschmiedet wie ich zum Haus seiner Mutter finden kann, dass sie mich auch abholen könnte.
Es ist unglaublich wie, innerhalb so kurzer Zeit ein Wesen mein Herz erobern konnte.
Benjo ist ein Kind und doch schon so erwachsen. Er ist aufmerksamer, hilfsbereiter und feinfühliger als die meisten Menschen die ich kenne. So klein und doch so reif. Ein guter Schüler und ein begeisterter Tänzer. Wie er von sich selbst sagt: "Ich bin ein cooler Typ" (auf deutsch, wohlbemerkt).
Überhaupt war es erfrischend solch bescheidene und sensible Menschen zu begegnen, frei von Vorurteilen und Oberflächlichkeiten. Peter hat mir ein sehr rührendes Abschiedsgeschenk hinterlassen. Er hat sich schriftlich bei mir bedankt mit Worten die irgendwie magisch klingen. Ich musste sogar ein Wort googeln. Ich gestehe: ich dachte im Vorfeld ihr englisch wäre vielleicht nicht so gut. Wer war am Ende der Dummy? Überraschuuung!!! 
Ich kann nur jeden dazu ermutigen die Webseite der Shangilia e.V. aufzusuchen und sich ihre Arbeit anzuschauen. Es gibt Bilder und Videos, Infos über Unterkunft, Schule und Tanz. Einige der Kinder werden sogar vorgestellt. Klickt Euch einfach durch!
Ziel dieser Initiative ist es den Kindern Bildung und Unterkunft zu bieten, aber auch ihr Selbstwertgefühl zu steigern. Die Auftritte sollen ihnen Glücks- und Erfolgsgefühle geben, es soll sie stärken und sie auf das zukünftige Leben vorbereiten.
Hier ist ein kurzer Trailer über die Gründerin und die Entwicklung dieses Projektes:

Mein Dank gilt:

Haus Afrika e.V.
Netzwerk Entwicklungspolitik im Saarland e.V.
Ewa & Yogi
Daniel Kluche
Die Gastfamilien, allen voran die Familie Zimmermann
Shangilia und deren Kinder


Ich bin an dieser Erfahrung gewachsen. Ich bin ein besserer Mensch geworden.
Das verdank ich Deinem Lächeln, das verdank ich Dir.
Das werde ich Dir nie vergessen.

Nakupa Roho Yangu...ich schenke Dir mein Herz Benjamin.