Tag 2



Wer mich kennt und das jetzt liest wird entweder eine Entführung der wahren Annette oder eine akute Schizophrenie befürchten: ich liebe es morgens früh aufzustehen! Die Sonne so lange wie möglich erleben, den Strand ganz für sich alleine haben, 3 volle Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Das sind Argumente die auch einen sonnensüchtigen Einzelgänger mit Hang zur Völlerei wie mich überzeugen.

Wo ich schon beim Thema bin:  Wunder, ich habe mich in dem Speisesaal des Hotels sofort wohl gefühlt. Schon nach einem Tag war dieser Raum wie mein Wohnzimmer und die einzigen 2 Mitarbeiter im Service wie meine Familie.  Dazu sollte man wissen: einer meiner Spitznamen als Teenie war Gargantua.

Natürlich hab ich mich im Vorfeld über S’illot und Umgebung informiert. Ich hatte eine schöne Bucht im Internet gesehen.

Als ich an diesem ersten Morgen aus dem Hotel lief wusste ich nicht wo lang ich gehen sollte. Mein gewöhnlich eher schlecht ausgeprägter Orientierungssinn lenkte mich an der Promenade entlang Richtung Süden (ich beeindrucke mich gerade selber, denn normalerweise sind Himmelsrichtungen mir völlig fremd). Eine viertel Stunde später fand ich dieses traumhaft schöne Fleckchen Erde vor mir:


 
Es ist halb zehn und außer mir halten sich nur eine Hand voller Badegäste auf.

Das tiefe blau des Wassers zieht mich in seinen Bann. Wie vom Meer hypnotisiert klettere ich über die Steine um endlich meinen Körper ganz eintauchen zu können. Es fühlt sich an als würde das frische klare Wasser mit seinem Salz Leib und Seele reinigen. In dem Moment wo ich wieder an die Oberfläche tauche fühl ich mich wie befreit. Befreit von Stress, Problemen, Sorgen und Alltag.

                In diesem Moment beschließe ich diesen und den kommenden Tag einfach die Seele baumeln zu lassen. Wie die Italiener sagen: dolce farniente. Wie meine cooler Bruder - Gott, er bringt mich um, es heißt natürlich Bro - sagen würde: chilln und low machen.

                Meine liebenswerte - neuerdings rothaarige - Freundin Vanessa hat mich mit Lektüre versorgt. Angefangen hab ich mit Brida von Paulo Coelho. Vermutlich weil mir in letzter Zeit des öfteren der Gedanke kam ich sei verhext. Und weil das rothaarige Mädchen auf dem Buch mir sympathisch ist und mich an meine Herzensschwester erinnerte. In dem Buch geht es um Magie, Glauben und die Suche nach dem Sinn des Lebens. Brida ist der Hauptcharakter der Geschichte. Angetrieben wird sie von der Frage nach der Liebe ihres Lebens. Sie trifft auf eine Hexenmeisterin namens Wicca, die ihr sagt:


„Jedes Leben eines Menschen auf der Erde besteht letztlich in der Suche nach dem anderen Teil. Es ist gleichgültig ob der Mensch vorgründig hinter Wissen, Geld oder Macht her ist. Was immer er erreicht, er wird unvollständig sein, solange er nicht seinen anderen Teil gefunden hat.“




Wenig Stoff! Das liebe ich an Strandurlaub!! Gut, vielleicht hab ich einen Hang zum Exhibitionismus, aber ich bilde mir ein er bewegt sich im Rahmen des akzeptablen. Oder ist es etwa übertrieben in den eigenen 4 Wänden nackt vorm offenen Fenster vorbei zu laufen?
Meine bisherige Einstellung war immer: wem es nicht gefällt, der soll wegschauen, immerhin ist es mein Zuhause.
Nun ist Mallorca bekanntlich nicht in meinem Besitz, ich könnte mir die Insel nicht zur Miete leisten. Auch nicht den kleinen Strandabschnitt vor meinem Hotel.
In diesem Fall war ich, allgemein bekannt als Trendsetterin ausnahmsweise auch nur eine Nachahmerin. Erst sehe ich eine, dann zwei, dann drei Frauen im Monokini.  Und die Gelassenheit der Menschen drum herum ist mir sehr sympathisch. Ab diesem Moment bräune und bade ich nur noch oben ohne. Es fühlt sich gut, natürlich und schön an. Eindeutiger Vorteil: keine weißen Möpse mehr! Die Brüste haben dieselbe Farbe wie der Rest des Oberkörpers. Luxus!!



A propos: auf dem Weg zu der Bucht will ich querfeldein die Gegend erkunden und gerate an eine andere, kleinere Bucht. Ich bin von der Schönheit noch überwältigt als ich plötzlich bemerke, dass da ein nackter Mann auf einem Fels steht.  Ich komme näher ran und sehe eine ältere vierer Clique die dabei ist sich sämtlicher Kleidung zu entledigen. Ich schaue um die Ecke und entdecke noch ein nacktes Pärchen.  Ich fange an zu begreifen: ich bin an eine FKK Bucht gestoßen.
Das ist völliger Luxus!!!


“Hands in the sand, Feet in the Sea, Face in the Sun, An Empty Mind, A Free Body.
When everything around is trouble and torment, turbulence and tears.
And nothing can be found for chaos and dissent, fever and fear.
Step out and turn around, Let your mind ascend.
Then close your eyes and feel Sea, Sand & Sun."
Arnica Montana –
Sea Sand & Sun


Musik, mein ständiger Begleiter. Droge und Therapeut, bester Freund und die Liebe meines Lebens.

Niemand weiß es so meine Seele zu berühren.

Nichts bewegt und heilt mich auf vergleichbare Weise.

Bringst mich dazu die Augen zu schließen und das Leben und dessen Schönheit einzuatmen.

Danke, dass Du auch auf dieser Reise an meiner Seite bist.