Zu meinem Glück hat sich meine Herzensschwester dazu gesellt und mir bei meiner, wie immer viel zu großen Portion Popcorn geholfen (es ist mir allerdings nach wie vor rätselhaft wie sie es schafft die aufgeplatzten Maiskörner soviel schneller zu verdrücken als ich).
Außer einen kurzen Bericht über die Produktion hinter den Kulissen, den ich letzte Nacht rein zufällig aufschnappte wusste ich über diesen Streifen nicht viel. Nur, dass Michelle Williams für ihre Leistung mit dem Golden Globe belohnt wurde.
Und zwar völlig zu Recht wie ich inzwischen finde. Ich frage mich sogar warum es bei den Oscars nur für eine Nominierung gereicht hat.
Es ist unglaublich wie sie ihr ähnelt und noch unglaublicher ist ihr Gefühl für diese Legende. Es ist schon fast beängstigend. Kenneth Branagh, der übrigens eine glänzende Besetzung für Sir Laurence Olivier war, sagte im Interview: "Es gab diese Szene in diesem Studioraum wo wir alle da standen und auf sie warteten. Als sie den Raum betrat stand Julia Ormond neben mir und sagte: Oh mein Gott!" Ich glaube diese Reaktion beschreibt so ziemlich auch meine. Ich war verblüfft. Ich fragte mich: wie schafft sie es bloß in einem Moment dieses lockere, pseudo-naive und augenzwinkernde Mädchen und im nächsten Moment so innerlich zerrissen und gequält zu sein. Sie hat diese Diskrepanz zwischen der Person die sie war und diese Kunstfigur, die sie selber erschaffen hat perfekt dargestellt. Und es kam einem nicht vor als hätte sie sich groß anstrengen müssen dafür. Sie schien diese Rolle zu leben.
Aber ich möchte nicht nur Michelle's Schauspielerkünste loben.
Julia Ormond und Judi Dench sind natürlich herausragend. Aber was kann man von solchen Schauspielerinnen mit soviel Hingabe und Anmut schon erwarten? Besonders die Rolle der Judi Dench ist zum verlieben. Wie sie Marilyn unterstützt, großzügig über ihre Launen hinwegschaut und darüber hinaus veruscht ihr zu helfen. Ich hätte sie am liebsten umarmt.
Desweiteren gefällt mir, dass am Ende kein Happy End erzwungen wurde, nach dem Motto: Marilyn geht zurück in ihr Leben, Colin heiratet Lucy und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende. Es ist doch viel reizvoller wenn manche Geschichten offen bleiben.
Was noch ungeklärt blieb war die Frage von Colin: "War sie wirklich schwanger?" Worüber ich sehr froh bin. Denn im Endeffekt müssen dem Zuschauer nicht alle private Details auf die Nase gebunden werden.
Wie könnt ich von diesem Film schreiben ohne die Musik zu erwähnen? Neben Stücke von Marilyn und großartige Lieder von Frank Sinatra (Autumn Leaves hat es mir insbesondere angetan), muss man natürlich die Arbeit von Conrad Pope erwähnen. Er hat die Dramatik und Theatralik meisterhaft unterstreichen können. Es war natürlich manchmal etwas pompös und der Hollywood-Filmmusik-Kitsch durfte nicht fehlen. Aber ich bin sicher: Marilyn hätte es so gewollt. Und es hat funktioniert: ich weiß nicht wieviel Tränen runter kullerten als ich den Saal verließ.
Ich muss zu meiner Schande gestehen: ich hatte vorher von dieser Geschichte mit Colin Clark nie gehört. Obwohl es doch eine Vorlage gab in Form von einem Roman. Er hat schon in den fünfzigern seine Memoiren unter dem Namen "Der Prinz, die Tänzerin and Me" veröffentlicht. Diese Liebegeschichte ist wirklich wunderschön, etwas herzzerreißend und vor allem so aussagekräftig. Denn sie zeigt genau das was Marilyn mit der einen oder anderen männlichen Begegnung in ihrem Leben erlebt hat. Wie sie an einer Stelle im Rahmen ihrer Rolle im Film sagt: "Denn das ist es was ich tue, ich verliebe immer wieder".
Und immer wieder, wenn sie auf einen Mann traf der sie aus ihrem Gefängnis des Ruhmes retten wollte brach sie dessen Herz. Denn egal wie schwer es für sie war: sie konnte ihr Leben nicht aufgeben. Sie glaubte trotz Allem glücklich gewesen zu sein. Sie brauchte eben diese Bestätigung, diesen Zuspruch um ihre eigene Unsicherheit damit zu lindern.
Ich liebe diesen Film, ich liebe diese Frau. Seit ich denken kann fühle ich mich ihr verbunden. Ich kann sie verstehen. Wir sind uns wenn auch nicht äußerlich aber im Herzen ähnlich. Der für mich prägendste Satz des Films:
"Das Einzige, was die Leute sehen, ist Marilyn Monroe.
Und wenn sie dann bemerken, dass ich überhaupt nicht sie bin - gehen sie"
Letztlich war Marilyn Monroe auch nur eine Rolle für Norma Jean Baker, die Rolle ihres Lebens.