Montag, 14. Oktober 2013

Superwoman // Meine Heldin des Tages II

Manche werden sich vielleicht an meine Geschichte erinnern die von einer tapfere Frau handelt, eine von mir ernannte Heldin des Alltags.
Vor wenigen Tagen bot sich mir eine Szene, die mich so faszinierte, dass ich darüber schreiben möchte.
Es war an einem samstagmorgen. Ich war zuvor im Fitness Studio gewesen. Halb verschwitzt und halb verhungert ging ich den Lebensmittelmarkt meines Vertrauens. Energisch und mit einem freundlichen "Hallo!" drück ich also die Tür auf. Ich bemerke eine älteren Mann vor mir. Er ist ziemlich wackelig auf den Beinen und kramt einen Zettel aus seiner Einkaufstasche.
Aus dem hinteren Bereich taucht eine angestellte des Supermarktes auf und begrüßt ihn, sie spricht ihn mit seinem Namen an, respektvoll und doch persönlich. Sie bietet ihm ihren Arm an und er hakt sich ein.
"Wie fühlen sie sich heute morgen?" fragt sie.
"Ich kann nicht klagen" sagt der alte Mann.
Und so verschwinden sie langsam in den Gang zwischen Gemüse und Aufbackbrötchen.
In dem Moment merk ich, dass ich wie angewurzelt da stehe. Für einen kurzen Moment hatte ich völlig vergessen wo ich war und was ich hier eigentlich wollte. Doch, ich weiß es wieder, das grummeln in meinem Bauch erinnert mich daran.
Ich folge ihnen also unauffällig und greife geistesabwesend und beiläufig nach einem Basilikumtöpfchen, Pinienkernen und Parmesankäse.
"Und was brauchen sie noch?" fragt die Verkäuferin.
"Miree" antwortet er.
"'Was meinen Sie?" fragt sie ruhig nach.
"Miree, ein französischer Streichkäse" erklärt er.
Und so begleitet sie ihn weiter bis er alle Artikel auf dem Zettel hat. Sie legt alles auf das Band und packt die Einkäufe danach in den Einkaufstrolley. Sie verabschiedet ihn und wünscht ihm einen schönen Tag. "Und richten Sie liebe Grüße aus!"
Also echt, sowas erlebt man nicht alle Tage. Ich arbeite in der Gastronomie. Und von Gästen, die Bemühungen und Freundlichkeit weder kennen noch würdigen, von Menschen die einem zuschauen wenn man was schweres trägt und keine Hilfe anbieten, unverschämtem und dreisten Verhalten kann ich ein ganzes Album singen.
Deshalb find ich es äußerst herzerwärmend zu sehen wie hilfsbereit Menschen auch sein können. Wenn ich an meine Omi denke, wünsche ich mir, dass sie auch so behandelt wird wenn sie einkaufen geht, dass man ihr auch Hilfe anbietet um es ihr leichter zu machen.
Soviel Menschlichkeit wirft einem heutzutage völlig aus dem Konzept. Mit Sicherheit verdient diese Dame nicht das große Geld in ihrem Job. Doch sie ist geduldig und sozial eingestellt. Sie hat mich in meinem zügigen Alltag kurz innehalten lassen. Für wenige Minuten stand diese schnelle und hektische Welt still, für wenige Minuten hat sich diese Welt von ihrer Schokoladenseite gezeigt.
Das war ein knuffiges Intermezzo, ich ging mit einem Lächeln nachhause.
Und mein Pesto hat mir umso besser geschmeckt ;)
 
Avec Amour, Eure Paulette.