Donnerstag, 12. Juli 2012

Shangilia Mtoto Wa Africa // Freue Dich Kind Afrikas

Nakupa Roho Yangu...
Das ist Swahili, Landessprache in Kenia.
Beigebracht hat es mir Benjamin Mutunga, 12 Jahre jung und einer von über 200 Kindern und Jugendliche im Straßenkinderheim "Shangilia" in Nairobi.
Acht Wochen waren Benjamin, Peter, Brian, David, Francis K., Francis M., Maary, Agnes, Alice, Cecilia, Kennedy und ihr Lehrer Mister Ken in Europa auf Tour. In Slowenien, Österreich und Deutschland haben sie vor fremdem Publikum ihr Talent und ihre Kultur präsentiert. Ihre Darstellung ist eine Mischung aus traditionellem afrikanischem Tanz, Zirkus und Akrobatik.




Man assoziiert selten positives mit Facebook. Doch dank dem sozialen Netzwerk, bekam ich die Gelegenheit einen dieser jungen Künstler bei mir Zuhause aufzunehmen. Ein "Freund" (einer dieser "Freunde" bei Facebook, mit denen man eigentlich keinen Kontakt pflegt) hat eine Anfrage über Facebook gestartet, ob Interesse besteht für drei Tage für einen dieser Kids als Gastfamilie zu fungieren. Ich habe mich angeboten, nicht wissend was oder wer mich erwartet.
Rückblickend kann ich behaupten: es ist das Beste was ich je getan habe.
Mein Gast heißt Peter Wainaina, 23, ist Akrobat und Trainer der Truppe. Nachdem wir uns vorgestellt wurden wendet er sich umgehend an die Anderen um denen seine "Gastmutter" zu zeigen. Es wurde getuschelt und gelächelt. Ich glaube die waren etwas verblüfft weil ich gar nicht so deutsch aussehe. Wie ich später bei einem kühlen Getränk am Markt erfahren hab, nennt man Meinesgleichen in Kenia "Somehow" (weil ich weder schwarz noch weiß bin).
Am selben Abend habe ich auch  Benjamin kennen gelernt, der jüngste der Gruppe. Er hat mich mit seinen kaputten Vorderzähnen (bei einem Fall von der Pyramide im letzten Jahr abgebrochen) angestrahlt, und es war um mich geschehen.
Am nächsten Tag war ihr großer Auftritt in der Volkshochschule in Saarbrücken. Meine Herzensschwester hat mich dorthin begleitet. Es war grandios, besser als jedes Kinoerlebnis. Es ist wirklich eine Freude den Mädchen zuzusehen wie sie ihre Hüften zu dem afrikanischen Rythmus schwingen und atemberaubend wie die Jungs die hohen Pyramiden bilden (ich gibs zu, ich musste teilweise wegschauen). Ich muss an dieser Stelle auch ganz besonders Francis erwähnen, der mit einer ungeheuren Bühnenpräsenz und einer unglaublichen Komik die Zuschauer fasziniert. Man kann gar nicht aufhören zu grinsen (in meinem Fall lauthals zu lachen) wenn man ihm zusieht. Er hat das breiteste Lächeln diesseits des Himmels, und liebt es offensichtlich sich zum Narren zu machen. Kurz: er ist für die Bühne geschaffen. Prinz von Zamunda hat einen würdigen Nachfolger gefunden.
Mein Gast und ich hatten daraufhin einen höchst amüsanten und lustigen Abend bei Benjamin's Gastmutter. Ohne mich zu kennen hat sie uns dazu eingeladen, mit ihnen zu essen. Sie und ihre Familie haben uns so herzlich aufgenommen. Ich bin immer noch gerührt. Während eines Anrufes bei Benjo's Familie in Kenia bekamen wir die Gelegenheit über Lautsprecher mit seiner Schwester zu sprechen. Wir haben viel geredet, gelacht, etwas deutsch und Swahili gelernt, gesungen und die Choreografie zu seinem Liebligslied Ai se eu te pego getanzt.
Am Abend vor ihrem Abschied haben wir auf seinen Wunsch hin eine Pizzeria aufgesucht: er liebt Pizza Margarita. Es war noch angenehm warm, so saßen wir auf der Terrasse. Die Begeisterung in seinen Augen als ein Audi TT mit lauter Musik vorbei fuhr war schon groß, doch bei der weißen Stretchlimousine war er komplett aus dem Häuschen. Er hat sich auch riesig über meine Geschenke gefreut und von sich aus angekündigt er würde die Sachen am nächsten Tag tragen.
Als er am nächsten Morgen in neuer Montur aus dem Auto stieg war er sichtlich stolz. Und ich erst!! Ich glaub Mutter zu sein kann ziemlich dufte sein.
Als die ersten anfingen sich zu verabschieden hab ich ihn mit Blicken gesucht. Irgendwann entdecke ich in der Menge seinen kleinen Kopf der hinter zwei langen Beinen hervorstreckt und zu mir rüber schaut. Aus dem Van der sie zum Flughafen fährt, tönt plötzlich ganz laut Time to say goddbye. Ich brauche Euch nicht zu sagen, dass die Tränen nicht mehr zu halten waren. Und als er auf mich zu kam erst recht nicht. Denn, womit ich nicht gerechnet hatte: über sein kleines, sonst so strahlendes Gesicht kullerten jetzt auch die Tränen.
Ich hab ihn umarmt und gedroht ihn zu kidnappen, so dass er bei mir bleibt.
Er hat mir seine e-mail Adresse gegeben. Ich habe versprochen ihm zu schreiben.
Ich habe auch versprochen ihn zu besuchen vor Ende des Jahres. Er hat gleich Pläne geschmiedet wie ich zum Haus seiner Mutter finden kann, dass sie mich auch abholen könnte.
Es ist unglaublich wie, innerhalb so kurzer Zeit ein Wesen mein Herz erobern konnte.
Benjo ist ein Kind und doch schon so erwachsen. Er ist aufmerksamer, hilfsbereiter und feinfühliger als die meisten Menschen die ich kenne. So klein und doch so reif. Ein guter Schüler und ein begeisterter Tänzer. Wie er von sich selbst sagt: "Ich bin ein cooler Typ" (auf deutsch, wohlbemerkt).
Überhaupt war es erfrischend solch bescheidene und sensible Menschen zu begegnen, frei von Vorurteilen und Oberflächlichkeiten. Peter hat mir ein sehr rührendes Abschiedsgeschenk hinterlassen. Er hat sich schriftlich bei mir bedankt mit Worten die irgendwie magisch klingen. Ich musste sogar ein Wort googeln. Ich gestehe: ich dachte im Vorfeld ihr englisch wäre vielleicht nicht so gut. Wer war am Ende der Dummy? Überraschuuung!!! 
Ich kann nur jeden dazu ermutigen die Webseite der Shangilia e.V. aufzusuchen und sich ihre Arbeit anzuschauen. Es gibt Bilder und Videos, Infos über Unterkunft, Schule und Tanz. Einige der Kinder werden sogar vorgestellt. Klickt Euch einfach durch!
Ziel dieser Initiative ist es den Kindern Bildung und Unterkunft zu bieten, aber auch ihr Selbstwertgefühl zu steigern. Die Auftritte sollen ihnen Glücks- und Erfolgsgefühle geben, es soll sie stärken und sie auf das zukünftige Leben vorbereiten.
Hier ist ein kurzer Trailer über die Gründerin und die Entwicklung dieses Projektes:

Mein Dank gilt:

Haus Afrika e.V.
Netzwerk Entwicklungspolitik im Saarland e.V.
Ewa & Yogi
Daniel Kluche
Die Gastfamilien, allen voran die Familie Zimmermann
Shangilia und deren Kinder


Ich bin an dieser Erfahrung gewachsen. Ich bin ein besserer Mensch geworden.
Das verdank ich Deinem Lächeln, das verdank ich Dir.
Das werde ich Dir nie vergessen.

Nakupa Roho Yangu...ich schenke Dir mein Herz Benjamin.






3 Kommentare:

  1. Super Bericht!Die Kids live zu erleben ist echt toll.Die Truppe strahlt so viel Lebensfreude & Mut & Energie aus...unbeschreiblich.Und der kleine Benji ist echt ein cooler Typ;) :)

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    1. Es klingt so als hättest Du auch das Vergnügen gehabt diese Kinder kennen zu lernen. Wo war das? Würde mich freuen von Deinem Erlebnis zu lesen :)

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    2. Ich habe diesen Sommer an einem Afrika-Projekttag im Konrad-Klepping-Berufskolleg in Dortmund teil genommen.
      Im Rahmen diesen haben uns die Shangalia-Kids in der Schule besucht.

      Es war ein emotiosreicher und interessanter Tag gewesen, den in sicher nicht vergessen werde.

      Die Kids haben uns mit ihren akrobatischen Künsten nicht nur überrascht, sondern auch zum Staunen gebracht.
      Daraufhin folgte ein Workshop.
      Hier hatten wir auch die Möglichkeit gehabt sowohl die Kids als auch den Leiter Herrn Japheth Njenga und die Vorsitzende Frau Faber und Frau Kiecol näher kennen zu lernen.

      Es war eine tolle Erfahrung, diesen Menschen zu begegnen, sich auszutauschen und für sich persönlich Impulse mitzunehmen.

      Der Tag verflog sehr schnell, aber die Eindrücke, die bleiben für immer.
      :)
      "Es sind die Augenblicke, die unser Leben liebenswert machen."

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