Mittwoch, 18. Januar 2012

Der Weibliche Stolz in der Regression


Meine Großmutter: meine Heldin und mein Vorbild.
Sie hat Hürden wie Weltkrieg, Armut, vier Kinder ohne Pampers oder Waschmaschine und einen freiheitsliebenden Ehemann gemeistert. Und das Alles ohne Burn-Out Syndrom und professioneller Hilfe.

In ihren Erzählungen über ihre Zeit als Ehefrau und Mutter hat sie mal gesagt: „Der Trick ist: man muss die Männer gehen lassen. Dein Opa hat sich oft beim Skat in Kneipen festgesessen. Ja, er hat gerne geflirtet und mit anderen Frauen getanzt. Doch er hat die Grenze nie überschritten. Und er hatte nie Angst heim zu kommen und er war immer ehrlich. Weil er wusste: ihn erwartet keine Standpauke.“ Solch eine Einstellung zeugt von Stärke und großer Weisheit in meinen Augen.

Von weniger Reife zeugen die heutige Frauen unserer Gesellschaft. Nach Allem was mir in letzter Zeit zugetragen wurde und dem was ich persönlich erleben durfte, stellt sich die Frage: wo ist der weibliche Stolz geblieben? Wir erleben eine Regression der Ehre und der Würde wie es noch nie zuvor war. Und dabei waren unsere Großmütter wahrlich gebunden. Wir gelten als emanzipiert. Dann frag ich mich: warum verhalten wir uns auch nicht so? 

Wie kann es sein, dass Frauen die betrogen und hintergangen, geschlagen und verraten, verlassen und ausgetauscht werden die verantwortliche Person immer wieder zurück nehmen?

Damit Ihr versteht was ich meine:
Der langjährige Freund einer Arbeitskollegin fährt mit seiner heißen Eroberung vor dem Lokal vor aus dem sie sich gerade verabschiedet. Er sieht sie im letzten Moment und fährt einfach weiter. Als sie ihn darauf anspricht verwickelt er sich in eine sowohl unglaubwürdige als auch einfallslose Erklärung: „Das war ich nicht!“. Zwei gleiche Autos mit dem selben Autokennzeichen? Wer glaubt es? Sie zumindest nicht. Was tut sie? Nichts. Er treibt weiterhin seine Spielchen. Und sie nimmt es hin sich öffentlich Hörner aufsetzen zu lassen. Glückwunsch!! Wie eine andere Kollegin von mir zu sagen pflegt: „Liewer zehn Johr nix ze Weihnachte!“

Egal wo ich hinschaue sehe ich nur noch Frauen die ihren Ex-Freund zurücknehmen und dabei gar nicht Mal so glücklich sind. Er hatte über Monate eine Affäre, ist sogar ausgezogen und nach zwei Monaten stand er mit dem Blick eines misshandelten Hündchens wieder vor der Tür. Und Mutti nahm das Kind wieder an die Brust. Das Alter spielt dabei keine Rolle, diese Anekdoten handeln sowohl von achtzehn- als auch von fünf-und-fünfzig- jährigen. Ich schaue mir die betroffenen Personen an und stelle fest: sie sind attraktiv, reich, total liebenswert oder haben sonstige Vorzüge. Also keine Anzeichen dafür in Einsamkeit zu sterben. Dennoch ist die Angst alleine zu sein und die Bequemlichkeit so groß dass man lieber zwei Schritte zurück geht als einen nach vorne. Außerdem ist der Sieg über die Geliebte und die Genugtuung zu köstlich um darauf zu verzichten. Bei prominenten Fällen wie z.B. Hilary Clinton, die mit ansehen muss wie die ganze Welt über den Seiten-Blow Job debattiert mögen noch andere Gründe mitwirken. Aber das ist ein anderes Elend.

Diese gesellschaftliche Entwicklung ist äußerst beängstigend und für das Jahr 2012 recht unverständlich. Noch nie war es so günstig für unser Geschlecht auf eigenen Beinen zu stehen und sich selbst zu verwirklichen. Wir können Bundeskanzlerin, Boxenluder oder Skandal Autorinnen sein. Wir können unabhängig sein, dennoch geben wir uns mit der Rolle der naiven und unterdrückten Partnerin zufrieden.

Wir erziehen die Männer zu Fremdgänger und sind uns unserer Schuld nicht bewusst. Wir verlangen dem deutschen Rechtssystem mehr Konsequenz bei Vergewaltigern ab. Ohne beide miteinander vergleichen zu wollen, sollten wir bei unseren Männern aber auch mehr Strenge an den Tag legen. Im Moment sind sie im Glauben: bei guter Führung sind sie nach kurzer Zeit wieder im Spiel und können erneut auf die Jagd gehen.

Nicht falsch verstehen: ich will kein „Männer sind Schweine“ Statement verteidigen. Im Gegenteil. Allerdings sind Männer weniger nachgiebig und verzeihen nur in seltenen Fällen einen Seitensprung. Richtig so!

Liegt wahrscheinlich daran, dass sie nicht solche gefühlsduseligen Emos sind wie wir. Sie denken mehr mit dem Verstand, sofern vorhanden. Wenn er angekrochen kommt denken wir: „Oh, vielleicht stimmt es was er sagt: er liebt mich doch noch und meint es diesmal ernst“. Sie denken: „Sie hat mit nem Anderen geschlafen, sie kann zur Hölle fahren“. Das bestätigt nur, dass wir hoffnugslose Romantikerinnen sind, die glauben den Partner ändern und zähmen zu können. Das rational geleitete Verhalten der Kerle bestätigt sich im Übrigen auch bei ihrem Entschluss zurück zu kommen. Der Verstand meldet sich nach einer künstlerischen Pause wieder und redet ihnen ein: „Du hast doch eine gute und nette Freundin gehabt" (vermutlich auch noch Kinder, Hunde und ein Einfamilienhaus Marke schlauer Fuchs). "Also nix wie zurück zum unkomplizierten Leben!“. Dass die Beziehung im Eimer ist, ist dabei zweitrangig. Der Mann tut eben was er tun muss, was die Gesellschaft und sein Umfeld von ihm erwarten, was ihn ins rechte Licht rückt, ungeachtet von Emotionen oder Gefühle für eine andere Frau.

„Wer ein Mal fremd geht, geht immer fremd“ heißt es. Wir wissen es nicht. Aber ich weiß, dass ich nicht mit der Frage leben will: „Wird er es wieder tun?

Also ich wünsche mir, dass wir nach wie vor auf unser Herz hören wenn es darum geht „Ja“ zu sagen, fremden Menschen ein Lächeln zu schenken oder einer Freundin zu verzeihen. Aber wenn wir für dumm verkauft werden, sollten wir ihm unser schönstes Lächeln schenken, ihn mit einem Fußtritt nach draußen befördern…und vor Allem: ihn nie nie wieder sehen!!


Whitney Houston - It's Not Right But It's Okay
Weil ein Song es nicht treffender ausdrücken könnte...

It's not right
But it's okay
I'm gonna make it anyway
Pack your bags up and leave
Don't you dare come running back to me
It's not right
But it's okay
I'm gonna make it anyway
Close the door behind you
Leave your key
I'd rather be alone
Than unhappy


Bleibt Stark, Eure Paulette.
 

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