Donnerstag, 9. Januar 2014

Meine Musik 2013

Meine Lieben,
ich hoffe Ihre hattet schöne Feiertage und einen nicht allzu hoffnungslosen Jahresanfang.
Für mich hat alles gut begonnen: es gab reichlich Alkohol, aber auch reichlich Arbeit. Die Kombination hat übrigens erstaunlich gut funktioniert. Es gab einen 20 minütigen riesen Feuerwerk an Silvester und gut aussehende und willige Männer so weit das Auge reicht. Okay, das letztere war geflunkert. Aber mal ehrlich, Frühling im Januar? Es gibt schlimmeres!
Dazu noch die passenden Töne, und das Leben ist dufte.
2013 war ein Jahr der großen Enttäuschungen wie ich fand. Nicht weil es so wenig gute Musik gab. sondern weil die groß erwarteten Alben doch recht bescheiden ausgefallen sind. Soviel hatte man von Daft Punk, Jay Z & Kanye West erwartet. So klein war für mein Geschmack das Ergebnis. Naja, immerhin haben sie uns mit ein paar guten Songs beschert.
Meine Favoriten dieses Jahr sind vier Alben (davon wurde eins eigentlich schon Ende 2012 veröffentlicht) und erstmalig ein Mix auf Soundcloud (irgendwann muss auch Paulette mit der Zeit gehen).


1 Synapson / Boom Clap 1-7

Weil ihre Mixes einfach so großartig sind. Ich kann mich nicht erinnern in Sachen Deep House schon solch bewegende und treibende Musik gehört zu haben. "Diesö zwei Errön aus Paris" sind Meister der Klänge. Sie verstehen es mit ihren Zusammenstellungen eine eigene Zauberwelt zu kreieren, in der man schweben, tanzen, abtauchen will.
Mein Lieblingsmix ist Boom Clap #1. Der Daniele die Martino Rmx von Sóley's Smashed Birds ist unbeschreiblich. Deshalb ist es mir an dieser Stelle auch wichtig keinen "klassischen" Künstler an der Spitze dieser Liste aufzuführen. Denn es gibt soooo gute Dj's und Remix Versionen heutzutage. Das hat definitiv einen Lob verdient. Isch liebö diesö Jungs. Der Link:
BOOM CLAP (Podcast by Synapson)
Amour pur!


2 Macklemore & Ryan Lewis / The Heist

Zugegeben, das Album wurde schon Ende 2012 veröffentlicht. Thrift Shop hörte ich als erstes und war nicht restlos begeistert. Sagen wir so, ich konnte den Hype um diesen Song nicht verstehen, bis heute nicht. Dann hörte ich Awake, Neon Cathedral, Starting Over und Same Love und ich war verloren. Ich lobe mir die Features, nicht die üblichen Verdächtigen (Sorry, Pharrell, ich finde Dich wirklich toll, aber inzwischen krieg ich schon Verfolgungswahn). Ich hatte vorher nie von Evan Roman, Allen Stone, Ben Bridwell oder Mary Lambert gehört und war spätestens da restlos verzaubert. Ich mag auch die Party Tracks wie Can't Hold Us oder White Walls. Zwei typische Amerikaner die in ihrer Musik typisch amerikanische Themen bearbeiten, und dabei nicht flach oder niveaulos sind. Fast ein Paradox ;)


3 Little Boots / Nocturnes

Wer sie nicht kennt: es handelt sich um eine kleine Blondine aus England. Ihre Musik lässt sich ganz gut als Disco und Electro-Pop bezeichnen. Ich kannte davor zwei Songs von ihr: New in Town und Headphones. Rein zufällig kam ich auf ihr zweites Studioalbum und meine Neugier wurde belohnt. Meine Favoriten sind Beat Beat (Disco as it's best, popig und leicht), All For You (ein betörendes Stück, das mich zeitweise an Pet Shop Boys' Domino Dancing erinnert) und das Intro Stück Motorway. Wirklich ein gelungenes und rundes Ding was diese Dame da geschrieben und mitproduziert hat (sie sieht nicht nur knuffig aus, sondern schreibt und spielt auch diverse Instrumente selbst). Ms Hesketh, ich find Deine Mucke schnittig!



4 Emiliana Torrini / Tookah

Emiliana Torrini und ich schreiben eine lange Liebesgeschichte, die zu ihrem Album Love in The Time of Science zurück geht. Sie schafft es immer wieder Gefühle in den tiefsten Ecken meines Körpers zu wecken. Hätt ich Eier, würd ich sagen, dass sie mich genau da packt. Während ich diese Zeilen schreibe klicke ich Caterpillar an. Ich höre die ersten Töne, den Klang ihrer weichen und zerbrechlichen Stimme und ich schmelze sichtbar irgendwo hin. Autumn Sun, Elisabet, Animal Games...ach einfach alle sind gut! Und wer bitte schön denkt sich so schöne Titelnamen aus?? Dazu hat dieses Album eines meiner absoluten Lieblingslieder, dass 2013 raus gebracht wurde: Speed of Dark!! Pfff...also bei dem Song melden sich bei mir gleichzeitig theophanische Visionen und meine Libido. Kein Scherz!


5 Janelle Monáe / The Electric Lady

Janelle ist schlicht gesagt ne coole Socke! Die Frisur, Die Klamotte und vor allem Die Musik sind besonders...und zwar besonders gut. Hier muss ich auch die Features erwähnen. Also wenn man mich gefragt hätte (stellt Euch vor, ich könnte singen) mit wem ich arbeiten möchte, dann wären es genau diese: Prince, Erykah Badu & Miguel. Damit hätt ich schon einige der Herzensstücke verraten. Aber es gibt noch mehr: It's Code ist so brilliant, diese Anlehnung an den jungen MJ (sie singt original wie er, ohne zu lügen). Mit dieser Nummer hat sie mein Herz erobert.
Das Gesamtwerk ist funky (We were Rock'nRoll), wild (Dance Apocalyptic) und verliebt (Can't Live Without You)...Ihr seht schon, ganz ich ;)
Ich freue mich auf die Fortsetzung der Cindi Mayweather!


Es gab natürlich auch einzelne Titel, die dieses Jahr auf meiner Playlist ganz oben waren: wie London Grammar's Cover von Nightcall, Howling von RY X, die Kollabo von Sia & Weeknd für den Soundtrack von Catching Fire (Elastic Heart) um nur ein paar zu nennen.
Um im Trend und modern zu bleiben, möchte ich Euch zum Schluss noch ein YouTube Kanal empfehlen: The Sound You Need. Kann man guten Gewissens zuhause laufen lassen wenn man den Staubwedel schwingt, sinnlos und endlos Bonbons krachen lässt (Ihr wisst alle welches Spiel ich meine) oder von Besuch geplagt wird.
Enjoy;)

Avec Amour, Eure Paulette.

Montag, 23. Dezember 2013

Filmtipp zur Weihnachtszeit

Es ist Weinachten!
Selbst diejenigen, die bisher keine Zeit hatten sich darauf einzustellen sind jetzt in der heiligen Zeit angekommen. Und wenn es für sie bedeutet am heutigen Tag noch den Kampf durch die Geschäfte zu bewältigen. Doch wir spüren es doch alle, diese Zeit in der wir liebevoll auf unsere Familie blicken, uns nostalgisch an vergangene Weihnachtsfeste erinnern und auch wehmütig an verlorene Menschen und verlorene Lieben denken. Wir möchten kostbare und schöne Momente mit wertvollen Seelen verbringen, uns an Leckereien und Köstlichkeiten erfreuen und anderen Menschen eine Freude machen. Doch zwischen alldem möchte man auch einen ruhigen und besinnlichen Moment für sich haben. Man möchte sich einen heißen Kakao mit einer Prise Zimt machen, dazu einen Berg Pancakes mit Zuckerrübensirup, sich unter eine Decke kuscheln und einen schönen Weihnachtsfilm anschauen. Und genau das hab ich heute getan. Ich versuche seit gestern einen Film ausfindig zu machen, den ich vor ewigen Zeiten gesehen hab. Er war wie urplötzlich wieder in meinem Kopf, doch wusst ich nicht wie er heißt. Wikipedia sei Dank hab ich es heute heraus gefunden. Und den möchte ich Euch unbedingt ans Herz legen.
Die Rede ist von Betty und ihre Schwestern (O: Little Women). Er ist aus dem Jahr 1994 und nicht die erste Verfilmung des zweiteiligen Romanes von Louisa May Alcott. Wie es scheint hat diese Schriftstellerin ihre sämtlichen Werke der Familie March gewidmet, dessen Welt sie kreiert hat. Die Familie March besteht aus einer liebevollen Mutter und ihren völlig unterschiedlichen Töchtern Meg, Jo, Betty und Amy (dargestellt von Susan Sarandon, Trini Alvarado, Winona Ryder, Claire Danes und Kirsten Dunst). Weiterhin spielen noch Christian Bale und Gabriel Byrne mit. Also ein Staraufgebot der sich sehen lässt und super sympathisch wirkt, da der Film über 20 Jahre alt ist und deren Bakanntheitsgrad damals zum Teil noch unerheblich war, da man von Batman und Romeo & Julia noch nichts ahnte.
Der Geschichte möchte ich nicht zu viel vorweg nehmen. Sie spielt Mitte des 19. Jahrhunderts (während der Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges) und handelt von den Schwierigkeiten, Freuden und Erlebnissen einer bescheidenen bis ärmlichen Familie in einem kleinen Nest Namens Concord in Massachusetts.
Dieser Streifen ist herzerwärmend und bezaubernd. Für zwei Stunden wird man aus der modernen und hektischen Zeit entführt um wieder etwas mehr Menschlichkeit und Demut zu erlangen. Es erinnert  einen daran die Augen für die wesentlichen Dinge zu öffnen und dafür dankbar zu sein.
Meine persönliche Lieblingsszene: als Professor Bhaer aus seiner Jackentasche eine Apfelsine zückt und sie Jo schenkt. Ich weiß nicht ob es an der Begleiterscheinung von PMS liegt aber mir kamen die Tränen.
Dies ist also mein Tipp an Euch wenn Ihr während den Feiertagen Lust auf einen schönen, alten, kitschigen und zauberhaften Weihnachtsfilm habt.
 
Ich weiß nicht wie Ihr feiert. Ich werde an der Seite von meiner liebevollen Schwester und ihren bezaubernden Kindern sein. Wir gehen in die Kinderkirche. Noch nie gehört! Ich bin gespannt! Am besten pack ich noch n paar Päckchen Tempos ein. Und abends kommen dann meine Stiefmutter mit Familie, mein Bruder, die Eltern meines Schwagers...und die Hasen werden auch da sein. Ich freu mich riesig, dass ich dabei sein darf *hihihi*
 
Euch allen wünsch ich ein zauberhaftes und entspanntes Weihnachtsfest!
Seid vorsichtig auf den Straßen und habt Euch lieb :*
 
Eure Paulette ;)
 
 
 

Montag, 14. Oktober 2013

Superwoman // Meine Heldin des Tages II

Manche werden sich vielleicht an meine Geschichte erinnern die von einer tapfere Frau handelt, eine von mir ernannte Heldin des Alltags.
Vor wenigen Tagen bot sich mir eine Szene, die mich so faszinierte, dass ich darüber schreiben möchte.
Es war an einem samstagmorgen. Ich war zuvor im Fitness Studio gewesen. Halb verschwitzt und halb verhungert ging ich den Lebensmittelmarkt meines Vertrauens. Energisch und mit einem freundlichen "Hallo!" drück ich also die Tür auf. Ich bemerke eine älteren Mann vor mir. Er ist ziemlich wackelig auf den Beinen und kramt einen Zettel aus seiner Einkaufstasche.
Aus dem hinteren Bereich taucht eine angestellte des Supermarktes auf und begrüßt ihn, sie spricht ihn mit seinem Namen an, respektvoll und doch persönlich. Sie bietet ihm ihren Arm an und er hakt sich ein.
"Wie fühlen sie sich heute morgen?" fragt sie.
"Ich kann nicht klagen" sagt der alte Mann.
Und so verschwinden sie langsam in den Gang zwischen Gemüse und Aufbackbrötchen.
In dem Moment merk ich, dass ich wie angewurzelt da stehe. Für einen kurzen Moment hatte ich völlig vergessen wo ich war und was ich hier eigentlich wollte. Doch, ich weiß es wieder, das grummeln in meinem Bauch erinnert mich daran.
Ich folge ihnen also unauffällig und greife geistesabwesend und beiläufig nach einem Basilikumtöpfchen, Pinienkernen und Parmesankäse.
"Und was brauchen sie noch?" fragt die Verkäuferin.
"Miree" antwortet er.
"'Was meinen Sie?" fragt sie ruhig nach.
"Miree, ein französischer Streichkäse" erklärt er.
Und so begleitet sie ihn weiter bis er alle Artikel auf dem Zettel hat. Sie legt alles auf das Band und packt die Einkäufe danach in den Einkaufstrolley. Sie verabschiedet ihn und wünscht ihm einen schönen Tag. "Und richten Sie liebe Grüße aus!"
Also echt, sowas erlebt man nicht alle Tage. Ich arbeite in der Gastronomie. Und von Gästen, die Bemühungen und Freundlichkeit weder kennen noch würdigen, von Menschen die einem zuschauen wenn man was schweres trägt und keine Hilfe anbieten, unverschämtem und dreisten Verhalten kann ich ein ganzes Album singen.
Deshalb find ich es äußerst herzerwärmend zu sehen wie hilfsbereit Menschen auch sein können. Wenn ich an meine Omi denke, wünsche ich mir, dass sie auch so behandelt wird wenn sie einkaufen geht, dass man ihr auch Hilfe anbietet um es ihr leichter zu machen.
Soviel Menschlichkeit wirft einem heutzutage völlig aus dem Konzept. Mit Sicherheit verdient diese Dame nicht das große Geld in ihrem Job. Doch sie ist geduldig und sozial eingestellt. Sie hat mich in meinem zügigen Alltag kurz innehalten lassen. Für wenige Minuten stand diese schnelle und hektische Welt still, für wenige Minuten hat sich diese Welt von ihrer Schokoladenseite gezeigt.
Das war ein knuffiges Intermezzo, ich ging mit einem Lächeln nachhause.
Und mein Pesto hat mir umso besser geschmeckt ;)
 
Avec Amour, Eure Paulette.
 

Montag, 23. September 2013

Elf Minuten

Es is jetzt schon einige Jahre her, dass ich das letzte mal in Brasilien war. Trotzdem, als Maria von ihrem kleinem Dorf in Brasilien erzählt, kommen sofort heimische Gefühle hoch. Ich seh mich durch die Straßen laufen, ich kaufe mir einen Acarajé und trinke Guaraná. Ach, ich vermisse es!
Das "Dorf" das ich kenne ist für brasilianische Verhältnisse ein relativ kleines Städtchen. Tatsächlich hat Itu soviel Einwohner wie die Landeshauptstadt in der ich lebe. Also doch kein Dorf!
Aber wie sie von der konservatien Umgebung und doch sehr christlichen Familie erzählt, von ihrem Arbeitgeber der sie zu ehelichen bedenkt...das kam mir alles sehr vertraut vor.
Später landet Maria, durch Verwirrungen die ich Euch nicht verraten möchte in der Schweiz, spezieller in Genf. Da dacht ich doch: heilige Guacamole, das ist schon leicht schräg. Denn wie es der Zufall will, war ich erst vor gar nicht all zu langer Zeit selber zum ersten mal in der Schweiz, spezieller in Zermatt. Wie sich diese kleine Gemeinde in diesem Tal zwischen den hohen Bergen eingebettet hat ist schier unglaublich. Es ist ein niedliches und schönes Fleck Erde. Als ich mich durch Marias Erzählungen blätterte, hatte ich die teuren Geschäfte vor Augen, und all diese Uhren die einem mit ihren Zeigern anstarren. Ich konnte die kühle Luft förmlich spüren und die kühlen Gesichtsausdrücke förmlich sehen, von der sie spricht. Sicher sieht Genf anders aus als Zermatt. Dennoch fühlte ich mich sofort in ihre Geschichte eingebunden.
Welche Maria? Brasilien? Schweiz? What the duck?
Worum es hier geht?

Elf Minuten
von Paulo Coelho
Für die ganz Ahnungslosen, es handelt sich um ein Buch.
 
 

Paulo, der selber aus Brasilien stammt, ist einer der erfolgreichsten und einflussreichsten Schriftsteller unserer Zeit. Davor hatte ich schon Brida und Veronika beschließt zu sterben gelesen. Sein meist verkauftes Werk steht mir noch offen: Der Alchimist.
Zurück zu Maria. Erst muss ich erwähnen, dass meine beste Freundin und Herzensschwester mir diesen Roman zum Geburtstag schenkte. Und mit Unterbrechungen brauchte ich über ein Jahr um es fertig zu lesen. Es ist mir nicht weniger als zwei mal verloren gegangen, fand es aber immer wieder. Als wollte das Schicksal mir sagen "Du sollst es lesen aber erst wenn Du soweit dafür bist". Offensichtlich war letzten Monat die Zeit reif. Es lag urplötzlich wieder in meinen Händen. Und mein Geist war voll Ohr für diese Geschichte.
Okay, also Maria ist eine Prostituierte. Und wenn sie mir manchmal etwas weltfremd, kalt und emotionslos vorkommt...ist sie doch in ihrer Art alles zu hinterfragen und soviel wie möglich über die Welt zu erfahren und zu verstehen, auf ihre weise menschlich.
Wie es für diesen Autor üblich ist, gibt es genügend philosophisches und spirituelles. Immer wieder zwischendurch schloß ich die Augen und dachte über das gerade gelesene nach. Kann ich es nachvollziehen? Würde ich in der Situation auch so handeln? Find ich es unmoralisch?
Eine Passage traf mich wie ein Blitz.
Aus Marias Tagebuch, nachdem sie wieder zu Hause war.
Ganz genau weiß ich es nicht mehr, aber kürzlich bin ich an einem Sonntag in die Kirche gegangen. Ich wollte zur Messe. Nach einer Weile bemerkte ich, dass ich in der falschen Kirche saß - es war eine protestantische Kirche.
Ich wollte gerade gehen, als der Pfarrer mit seiner Predigt begann, und weil ich nicht unhöflich sein und einfach davongehen wollte, blieb ich sitzen. Letztlich war es ein Segen, weil ich an diesem Tag Dinge zu hören bekam, die ich dringend nötig hatte. Der Pfarrer sagte in etwa:
"Alle Sprachen der Welt kennen dieses Sprichwort 'Aus den Augen, aus dem Sinn'. Nichts ist weniger wahr : Je weiter etwas weg ist, desto größer ist die Sehnsucht, desto stärker die Gefühle, die wir zu unterdrücken und zu vergessen versuchen. Leben wir im Exil, klammern wir uns mit jeder Faser unseres Gedächtnisses an unsere heimatlichen Wurzeln. Leben wir fern von unserer oder unserem Geliebten, erinnert uns jeder, der auf der Straße an uns vorbeigeht, an sie beziehungsweise ihn. Viele Bücher der Bibel und auch heilige Texte anderer Religionen wurden im Exil geschrieben, als eine Form von Suche nach Gott, nach dem Glauben, der die Völker vorantreibt, als eine Art Wallfahrt der auf Erden umherirrenden Seelen. Unsere Vorfahren wussten ebensowenig wie wir, was die Gottheit von uns im Leben erwartet, und aus diesem Nichtwissen heraus werden die Bücher geschrieben, die Bilder gemalt, weil wir nicht vergessen wollen und sollen, wer wir sind."
Am Ende des Gottesdienstes bin ich zum Pfarrer gegangen und habe mich bedankt. Ich habe ihm gesagt, ich sei Ausländerin und sei ihm dankbar, dass er mich daran erinnert habe, dass das was wir nicht sehen, doch dem Herzen nah bleibt. Und weil ich mein Herz spüre, gehe ich heute.
 
 
Es gibt gewisse Menschen, Schulfreundinnen, Ex-Freunde, Familie, die für ewig in meinem Gedächtnis verankert sind, und die ich immer vermissen werde.
Und es gibt Länder, Orte, nach denen ich mich immer wieder sehnen werde: Tunesien, twahachtek!
Und weil ich es spüre, werd ich Dich sobald es geht besuchen, egal wie sehr Du Dich verändert hast.
Am Ende dieses Buches wär ich gerne zu Paulo Coelho gegangen um mich zu bedanken.
Für die Erkenntnis und für dieses zauberhafte Buch.
 
Obrigado, Ihre Paulette.


Montag, 26. August 2013

P & M

Man könnte meinen wenn man, wie ich jedes Wochenende Brautpaare sieht, ist man mit der Zeit nicht mehr empfänglich für große Emotionen.
Ich muss auch ehrlich gestehen bei vielen Hochzeiten fehlt es gänzlich an Romantik und herzergreifenden Momenten. Oft ist es nicht besonders fröhlich und lustig, eher eisig und langweilig.
Doch dann kamen Piera & Marc. Vorweg muss erwähnt sein: auch ohne Trauung sind es zwei besondere Menschen, denen die Lebensfreude förmlich anzusehen ist. Vor einigen Monaten, während den Absprachen zur Feier durfte ich sie und ihre Schwester schon kennen lernen.
Gestern war dann der große Tag. Der Raum und die Tische waren  liebevoll und geschmackvoll dekoriert. Für jeden Gast stand ein Gläschen Mango-Limetten-Traube-Konfitüre neben der Serviette. Der orange farbene Inhalt war ein kleiner Farbklecks zwischen der braun-beige gehaltenen Dekoration und dem Blumenschmuck. Passend war auch die dreistöckige Hochzeitstorte mit einer creme farbenen Drappierung verziert, die Namen in brauner Schrift.
Zum Essen: es war köstlich. Sie hatten sich für eine gelungene Mischung aus deutscher, kenianischer und mediterraner Küche entschieden. Und als ob sie meine Gedanken lesen konnten, wurden wir dazu aufgefordert uns zu bedienen (Neuland!). Ich hatte zuvor noch nie Samosas probiert...dazu der Knoblauchjoghurt...und der schwarze Tee mit Milch und Ingwer...göttlich.
Das fand ich schon sehr süß!
Was soll ich zu den Gästen sagen? Eine Stimmungsgeladene Gesellschaft, mit viel "Feuer in Arsch" (wie meine ausländische Kollegin aka Die Betriebsschneiderin bewundernd meinte).
Wie so oft, wurde auch hier ein Wedding Tree erstellt. Diesmal, sah er aber wirklich schön aus. Und was auch neu war: wir (das gesamte Personal) wurden darum gebeten uns auf diesem Baum zu verewigen.
Das fand ich schon sehr sehr süß!!
Zum DJ: noch nie gesehen, dafür echt gut. Das war in der Saarbrücker provinziellen "jeder ist DJ und jeder ist der King" Szene eine echte Erfrischung. Er hat, wie auf Hochzeiten üblich eine bunte Mischung aus verschiedenem gespielt. Doch gab es kein Schlager und deutsche Oldies wie sonst. Von Twist bis zu aktuellen Party Hits (wie Treausre), über RnB Klassiker & Latin Pop (Lieblingsmusik der Braut). Der könnte durchaus Leben retten!
Da wir gerade beim Thema sind: weil die Braut so lustig war und mit uns angestoßen hatte wurden wir alle auf die Tanzfläche gebeten. Auf diesen Schreck musst ich erst mein Glas runter kippen. Let's go!
Kaum auf der Tanzfläche bildete sich ein Kreis, und die Menge hat gejubelt. Ich steh am Radnd und bewege mich selbstsicher zur Musik. Was läuft? Yeah von Usher. Okay Annette, Du kannst das. Ich bewege meine Hüften schön dezent hin und her und klatsche im Rhythmus. Warum? Keine Ahnung, weil das alle tun. Ich fühle mich wohl und grinse nichtsahnend. Plötzlich seh ich mich über die Mitte des Kreises schleudern. Da hat die Brautschwester wohl gemeint ich sollte als erste in den Ring, und etwas zuviel Kraft gehabt. Nachdem ich das Gleichgewicht wieder habe und der erste Lacher sich gelegt hat, tanz ich ein wenig mit der Braut und lasse den Platz für die anderen frei. Einige von uns wurden in die Mitte geholt, gemischt mit anderen Gästen. Danach haben Piera und ich noch einen pseudo synchronen Schrift geliefert (dass ich kurz auf ihr Kleid getreten bin war nicht geplant) und das Lied war zu Ende.
Sie fiel mir in die Arme (oder ich ihr??), und wir sind alle wieder an unsere Arbeit gegangen. Das war schon die zweite Premiere des abends.
Und das fand ich sowas von süß!!
Die dritte Premiere des gestrigen Tages: der Hochzeitstanz. Zuerst kam ein Paartanz, eine Mischung aus Klassik und Tango, sehr stilvoll, sinnlich und wie sie eben sind auch unterhaltsam. Danach wurden ihre ganzen Freundinnen auf die Tanzfläche gerufen und es folgte eine einstudierte Performance zu einem Medley aus Sean Paul, Michael Jackson, Psy und ich weiß nicht mehr wer. Zum Schluss waren sie wieder nur zu zweit. Und nach einer Darbietung von Single Ladies (Marc als Beyoncé war herrlich), kam der Abschluss mit Jennifer Hudson. Das war keine Choreo. sie haben frei getanzt, oder besser sie hat für ihn im Playback gesungen: "You're the perfect man for me, i love you i do"! Ich stand da wie angewurzelt mit meinem Grinsen und meinen Tränen und war völlig unfähig mich zu bewegen. Es war vorbei und ich war noch sichtlich ergriffen. Der Rest der Gesellschaft gesellte sich zu ihnen zum tanzen und ich verschwand erstmal in die Küche.
Das war sowas von rührend!
 
Als wären sie den ganzen Abend nicht schon süß genug gewesen wären, gab es am Ende für jeden von uns noch ein Gläschen von der selbstgemachten Konfitüre als Geschenk.
Und für mich noch eine groooßes Blumengesteck .
Es ist so unbeschreiblich schön gewesen. Wir kamen uns vor wie Gäste auf ihrer Hochzeit, als hätten sie uns alle gleich in ihr Herz geschlossen. Ich kann natürlich nur für mich sprechen: es war mir eine Ehre an diesem Tag dabei zu sein. Man trifft im Leben auf so viele Menschen, doch manche hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Dazu gehört Ihr. Es war schön mit Euch. Und ich habe es gestern schon gesagt, sage es jetzt nochmal: ich hoffe Ihr werdet alt und knackig miteinander und habt in 60 Jahren noch soviel Spaß zusammen wie heute. Und wenn Ihr dann als Uroma und Uropa auf euren Baum schaut, die Annette die mit dem kleinen Herzchen, das bin ich ;)
 
Ein Hoch auf Piera & Marc...
 
 
Avec Amour, Eure Paulette.
 



Samstag, 24. August 2013

WW // The Power of Life

Meine Lieben,
bin zurück aus der Sommerpause ;)
Mein letzter Eintrag galt einem aufregendem Konzert. Seitdem ist viel passiert. Ich habe als pflichtbewusster deutscher Bürger für Auffüllung der Staatskassen gesorgt. 120€ für erhöhte Geschwindigkeit auf einer leeren Autobahn sonntagmorgens um halb sieben...und 3 Punkte nicht zu vergessen. Der Bußgeldbescheid lag zwei Monate später im Briefkasten, als ich aus dem Urlaub zurück kam. Willkommen Zuhause!
Da ich zu dem Zeitpunkt unter einer akuten Post-Urlaubsdepression litt, fiel diese Post emotional nicht so sehr ins Gewicht. Mein Bankkonto jammert da deutlich mehr (wegen dem Urlaub und dem Bußgeld).
Die Auszeit auf meiner Lieblingsinsel war die schönste Zeit seit langem. Mit im Gepäck waren meine beste Freundin und Schwester Vanessa und der Rabe (Mitgift eines mir wichtigen Menschen).
Ich werde in einem späteren Beitrag mehr darüber berichten...nur Geduld ;)
Was gibt's noch? Ich habe endlich meinen lang ersehnten Flohmarkt gemacht (inzwischen schon zwei, demnächst sogar einen dritten), mein Vater hat jetzt whatsapp, ich werde zum dritten Mal Tante, und ich habe (große persönliche Erfolge) eine Zitrone Baiser Torte gebacken und Pesto aus lila Basilikum selbst gemacht!!
Ach, die Zeit vergeht so schnell...ich habe so viele schöne Dinge erlebt, von denen ich Euch gerne berichtet hätte, nur fehlt mir die Zeit. Ich werde es aber nachholen, versprochen. Der Winter wird laaaaang :)
In der Zeit ist auch einiges unschönes passiert: Unfälle, gar Todesfälle in meinem Bekannten- und Arbeitskreis, persönliche Enttäuschungen, Trennungen. Trennungen sind zurzeit überhaupt im Trend wie es mir scheint. Langjährige Beziehungen gehen in die Brüche, Frauen werden von heute auf morgen verlassen. An dieser Stelle möchte ich meinen Freundinnen und Kolleginnen sagen, dass es mir unendlich leid tut...nicht um den Mann oder um die Beziehung (seid froh, dass Ihr die los seid). 
Es tut mir leid Euch verletzt und traurig zu sehen. Das habt Ihr nicht verdient.
Vergisst nicht, dass ich mit Euch fühle und für Euch da bin.
Ich schenke Euch soviel Kraft, Energie und Lebensfreude wie ich nur aufbringen kann.
Und momentan hab ich davon gaaanz viel. Ich platze sozusagen vor Energie. Ich stehe auf und könnte die Welt umarmen. Meine Arbeit macht mir richtig viel Spaß. Ich empfinde viel Leidenschaft und Spaß bei dem was ich tue. Ich bin dankbar für meine Familie und meine Freunde, für meinen Job, mein Zuhause das ich liebe (hab ich erwähnt, dass ich n neuen Staubsauger habe??? Ein Mordsgerät, sag ich nur!!)...und meine Freiheit. Ich genieße mein Leben so wie es ist. Und dieses Gefühl möchte ich Euch zurück geben...aufrichtig und ohne Erwartungen.

Fühlt Euch gedrückt und geliebt, bis bald...Eure Paulette...
 
 


...aka Wonderwoman ;)

Montag, 10. Juni 2013

Fear of The Boogieman

Die Fan Berichte im Vorfeld haben mich leicht in Panik versetzt. "Rausgeschmissenes Geld", "irgendein experimenteller Elektro-Mist", "enttäuschend". Ich dachte schon: auweia, wenn das mal nicht in die Hose geht. Wir waren zu siebt in zwei Autos von Saarbrücken nach Stuttgart gefahren. Und meinen Freundinnen sagte ich: wenn das Konzert schlecht ist gehen wir eben in Stuttgart gepflegt essen und kippen n Drink. Doch meine Angst saß viel tiefer als der eventuelle Ärger über einen Fehlkauf. Was ist wenn Yasiin Bey wirklich so abgedreht ist? Was ist wenn er gar nicht mehr die Musik macht die wir von ihm kennen? Was ist wenn ich ihn gar nicht mehr mag?  Wir stiegen bei traumhaft schönem Wetter in mein neues Baby (hab ich Euch bisher vorenthalten, ich weiß...demnächst gibt's einen Eintrag dazu). Drei Mädels unterwegs bei freundlicher Sonne und guter Musik. Es fühlte sich an wie Urlaub, wir waren so aufgeregt. Um die Worte meiner Freundin zu klauen: wie ein Kind an seinem Geburtstag. Das Konzert begann um 22:30 statt wie geplant um 21:00. Doch dank DJ Henster war die Wartezeit köstlich. Liebe auf den ersten Ton. Am liebsten hätt ich ihn eingepackt und mit heim genommen. Und dann kam er die Treppe runter und betrat die Bühne, ganz in weiß wie eine Erscheinung...aber er ist es wirklich: Mos Def!!
Es gibt wahrscheinlich nur eine Person, die auf einem Mos Def Konzert Tränen in die Augen bekommt. Servus, das bin ich :D Und zwar genau in dem Moment als Miss Ada Dyer ihren Part zu Invitation einstimmt. Denn ich weiß welcher Song jetzt kommt, mein absolutes Lieblingslied von Mighty Mos: Brown Sugar. Wie oft hab ich diesen Song schon gehört? Auf meinem Laptop, in meinem Auto, auf meinem iPod. Am mallorquinischen Strand, in der pariser Metro, auf dem tunesischen Bazar. Und jetzt steht er keine zwei Meter vor mir. Er legt los "Brown Sugar, Brooklyn, Bout to set it like, Yeah Yeah Y'all" Hilfe! Atemnot! Ich bin so überwältigt, dass ich feuchte Augen kriege.
Gute 1,5 Stunden später bin ich überglücklich, nass geschwitzt und unglaublich dankbar, dass ich dieses Konzert erleben durfte. In diesem Moment denk ich: Annette, Du bist ein Glückskind!!


In seinen Worten, Life is Good.
 
Love, Eure Paulette.
 
 

Samstag, 18. Mai 2013

Superwoman // Meine Heldin des Tages


Heute soll es nicht um mich gehen. Kein Blick in den Spiegel, kein Satz der mit "Ich" beginnt.
Dieser Beitrag ist einer Frau gewidmet, deren Name mir unbekannt ist. Sie ist mir im Grunde fremd. Und wenn sie nicht regelmäßig bei mir im Restaurant sitzen würde, wäre ich ihr womöglich nie begegnet. Sie ist schätzungsweise ende fünfzig. Früher kam sie immer in Begleitung ihres Mannes. Ich weiß gar nicht ob sie spielt oder ob sie nur zum essen kommt. Denn es gibt durchaus auch Menschen die ins Casino gehen und nicht zocken. Sie trinken was an der Bar oder lassen sich von mir leckeres Essen servieren.
Zurück zu meiner Hauptfigur: sie ist eher unauffällig, ruhig. Sie gehört nicht zu den Menschen, die meinen mit der Bedienung immer ein Gespräch zu suchen.
Eine Weile haben wir sie nicht mehr gesehen. Aufgefallen ist es mir erst als meine Kollegin mich auf sie ansprach. Sie erzählte mir ihr Mann wäre gestorben. Einige Monate hat es gebraucht und dann war sie wieder da.
Sie saß an Tisch 730. Sie lächelte mich an als ich auf sie zuging. Sie brauchte keine Speisekarte. Sie bestellte dasselbe was sie immer bestellte. Als hätte sich nichts verändert. Ein Glas Crémant, die Froschschenkel und dazu ein Glas Rosé. Wie immer, dabei ist alles anders.
Ein Mal in der Woche ist sie bei mir. Sie sitzt immer an ihrem Tisch (außer er ist besetzt), nippt an ihrem Getränk und knabbert an den kleinen Knochen. Gestern waren die Froschschenkel aus, und sie musste was anderes bestellen. Ich hab ihre Enttäuschung darüber deutlich sehen können, sie hatte sich so gefreut. Danach gönnt sie sich einen Espresso und manchmal einen Grappa.
Und jedes Mal fühlt es sich an als würde mein Herz platzen.
Sie geht aus, gönnt sich Wein und Delikatessen. Sie macht weiter.
Doch wenn sie da sitzt frag ich mich: kommt sie zu uns um unter Menschen zu gehen und nicht alleine Zuhause zu sitzen? Tut sie aktiv was um die neue Situation zu meistern? Oder hängt sie an den Gewohnheiten die sie mit ihrem Mann gemeinsam hatte? Möchte sie die Erinnerungen beibehalten. Vielleicht steckt sie noch in dem alten Leben fest. Sie schafft es womöglich nicht zu akzeptieren, dass er nicht mehr da ist. Sie bringt nie jemand anderen mit, eine Freundin oder ein Familienmitglied. Sie ist immer alleine.
Und auch wenn sie lächelt, hab ich das Gefühl: im Herzen ist sie sehr einsam und traurig.
Jedes Mal verkrampf ich innerlich und spüre ein Brennen auf der Brust. Sie und ihr Schmerz tun mir unendlich leid. Am liebsten würd ich es ihr sagen. Doch bin ich als Kellnerin nicht in der besten Position um ihr so nahe zu treten. Wir kennen uns doch überhaupt nicht. Außerdem glaub ich, dass sie nicht scharf auf Mitleid oder Mitgefühl ist.
Auf eine unerklärliche Weise fühl ich mich dieser Frau verbunden. Sie will gelassen und gefasst wirken, wie eine Frau die mit sich im reinen ist und ihr Leben wieder genießen kann. Ob es so ist, werd ich wohl nie erfahren. Doch sie versucht es. Und das ist doch alles was zählt, dass man es versucht. Egal wie aussichtslos die Situation zu sein scheint, man soll sich nicht aufgeben und kämpfen.
Und sie ist eine Kämpferin.
Wahrscheinlich wird sie diese Zeilen nie lesen. Doch sollte sie wissen...


...Ich finde Sie großartig!
 
 ( Dieses "Ich" musste sein )
 
 
An alle mutige und starke Menschen da draußen, die trotz allem das Lachen nicht vergessen,
 
Eure Paulette.
 
 
"I am Superwoman. Yes, I am. Yes, she is..."
 
 
 
 
Alicia Keys // Superwoman



Donnerstag, 9. Mai 2013

Der Plan L (Plan Leben)

Während die Väter der Nation feucht-fröhlich ihren Nachwuchs feiern habe ich beschlossen diesen freien Tag als alleinlebender Single mit ausgedehntem Farniente zu vergeuden. Mit Flimmerkiste und Laptop bewaffnet trage ich, wir haben jetzt genau 20:01 immer noch meinen Schlafanzug. Ich glaube dies ist eine Tatsache an der sich heute nichts mehr ändern wird.
Ich schreibe aber nicht weil ich mit meiner Faulheit prahlen oder unansehnliche Bilder von mir am heutigen Tag hochladen will.
Der Grund ist Forrest Gump. Ewig ist es her, dass ich ihn gesehen hab. Aber egal wann , egal wie oft: dieser Film ist und bleibt nach wie vor inspirierend und herzerwärmend, er ist einfach köstlich. Jedes Mal trifft er mich mitten ins Herz.
Zum Ende hat Forrest eine Überlegung:

"Ich weiss nicht ob Mama recht hatte, oder ob Leutenant Dan recht hatte, ich weiss nicht... ob jeder von uns sein Schicksal hat oder nur zufällig dahin treibt wie ein Blatt im Wind. Aber ich denke, es stimmt vielleicht beides. Vielleicht passiert ja beides zur selben Zeit."

Diesen Gedanken kann ich gut nachvollziehen. Können wir das nicht alle? Wer hat sich nicht schon gefragt ob unser Leben eine Anhäufung von Zufällen ist oder ob jedem von uns ein Schicksal vorherbestimmt ist? Wir glauben Zeichen zu erkennen und suchen Antworten in alltäglichen Situationen. Dabei spielt es keine Rolle ob man gläubig ist. Es ist ohnehin erstaunlich wie oft selbsternannte Atheisten zum Gebet greifen. In unserer Hilflosigkeit sind wir Menschen uns doch alle ähnlich. Wenn wir nicht weiter wissen, hoffen wir auf eine Fügung, eine Antwort die uns den Weg weisen soll. Ob von Freunden, einem wildfremden oder Gott ist zweitrangig.
Ich bin zu dem Entschluss gekommen: die Welt bietet uns abertausende von Möglichkeiten und mit jeder einzelnen Entscheidung die wir treffen können wir unser Schicksal selber beeinflussen. Wir gehen durch viele unterschiedliche Phasen im Leben. In Manchen sind wir Blätter im Wind und lassen uns treiben. In anderen verfolgen wir ein bestimmtes Ziel und unternehmen gezielt alles mögliche um diesen zu erreichen. Ich glaube, dass unser Charakter, das was wir sind und wie wir denken, unsere Gefühle und unsere Ängste vorherbestimmt sind. Wir sind unser Schicksal.
So wie ich bin werde ich immer sein. Mal mehr, mal weniger glücklich. Mal mehr, mal weniger entscheidungsfreudig. Mal mehr, mal weniger schlank. Mal mehr, mal weniger blank.
Ob mir ein Plan vorherbestimmt ist oder nicht...ich weiß es nicht. Wie Ihr alle hab ich meine Träume, meine Hoffnungen und meinen Glauben. Ich möchte glauben, dass am Ende alles so kommt wie es kommen muss und Menschen zusammenfügt die zusammen gehören.
Wie Forrest und Jenny...

Jenny: "Warum bist Du so gut zu mir?"
Forrest :"Du bist mein Mädchen!"
Jenny: "Ich werde immer Dein Mädchen sein."
 
Love, Eure Paulette.

Montag, 29. April 2013

Märchen mit Sch(l)uss..

"Es waren ein Mal ein quirliges Barmädchen und ein einsamer Chef.
Auf den ersten Blick so unterschiedlich, auf den zweiten so verliebt und glücklich, auf den dritten gar unzertrennlich.
Die Umstände kompliziert, ihre Liebe zueinander doch ungewöhnlich. Ungewöhnlich stark und intensiv, trotzt sie allen Schwierigkeiten und fügt sie immer wieder zusammen.
Versprechen von ewiger Verbundenheit und Zuneigung, dass es nie jemand anderen geben wird. Mit keinem anderen möchten sie vereint sein, auch körperlich. Sie verzehren sich nach Umarmungen und Berührungen, nach gestohlenen Momenten und leidenschaftlichen Höhepunkten.
Gemeinsam verwischen sie Sorgen und Ängste, kosten die Leichtigkeit des Lebens...der Geschmack von Erdbeereis, der pudrige Duft von Parfüm, das prickeln von Wein, ein Spaziergang an einem sonnigen Tag und die Bergluft am Matterhorn...Tage und Nächte bekommen einen neuen Anstrich, sie leuchten in allen Farben. Liebe, Hoffnung und Glück bilden einen langanhaltenden Regenbogen. Sie schöpfen Mut und Kraft. In Krankheit pflegen sie sich Gesund und in Trauer halten sie zusammen.
Doch ein Schatten lauert ihrem Glück auf. Plötzlich drohen Ängste und Zweifel alles zu zerstören. Alles verändert sich, die Karten werden neu gemischt. Es scheint als hätte Herz Dame verloren.
Was war plötzlich geschehen? Was ist aus ihnen geworden?
"Ich kann ohne Dich nicht und möchte Dich nicht verlieren."
"Morgens bist Du das erste woran ich denke wenn ich die Augen aufmache, abends das letzte woran ich denke bevor ich einschlafe."
"Ich freue mich so sehr auf Dich. Ich vermisse Dich...ganz arg."
"Egal was kommt, Du bist mein Schatz. Wir bleiben für immer miteinander verbunden."
Von einem Tag auf den anderen, waren all diese Worte bedeutungslos und leer. Sie konnte es nicht verstehen. Träume und Zukunftspläne gehörten der Vergangenheit an. Obwohl der Frühling vor der Tür stand, die Sonne erreichte ihr Herz nicht mehr. Die Tage, Wochen, Monate waren nur noch grau. Ihre Oz ähnliche Welt hatte jeglichen Zauber verloren. Sie drohte unter den Monsun an Tränen zu ertrinken und ihre roten Glitzerschühchen zu verlieren. Sie hoffte darauf, dass es besser werden würde. Doch dem war nicht so. Jede Begegnung machte es schmerzhafter und unerträglicher. Die Qualen der Trennung wurden immer größer.
Sie zog sich zurück und suchte sich ein Fleckchen Erde, weit weg von ihm, weit weg von den gemeinsamen Jahren. Sie wollte nicht mehr an zärtliche und vertraute Stunden, an innige und vollkommene Momente erinnert werden.
In der Ferne wurde ihr klar: sie konnte davonlaufen, doch sie konnte nicht fliehen...sie konnte die Gefühle nicht abschalten, die Erinnerungen nicht löschen...die Narben würden nie verheilen, sie würde ihn nie vergessen. Sie würde sich immer unvollständig fühlen. Es würde ihr immer etwas fehlen um glücklich zu sein: er.

Und so lebten sie unglücklich bis an ihr Lebensende."


All dieses Wissen
all dieses Glauben
all dieses Beten
und all dieses Vermissen
bringt Dich nicht zurück zu mir
- Bernd Begemann -